Der Lebensmittelhandel konnte seine Türen während der Pandemie nicht einfach schließen, um auf ein neues Betriebsmodell umzusteigen. Dennoch hat er sich schnell angepasst und die positive Kraft der Innovation genutzt, um die Versorgung der Haushalte flächendeckend sicherzustellen.
Diese von Jeremiah Barba verfasste Fallstudie wurde erstmals auf Englisch im Workday-Blog veröffentlicht. Unsere deutschsprachigen Leser finden im Folgenden eine übersetzte Version.
Ich habe in diesem Jahr viel Zeit damit verbracht, auf die Lieferung meiner Bestellungen zu warten. Während dieser Monate, die sich hauptsächlich in den eigenen vier Wänden abspielten, habe ich einen geradezu pawlowschen Reflex entwickelt, der mich beim Ton der Klingel sofort zur Tür laufen lässt. Und ein Großteil der dort abgelieferten Waren sind Lebensmittel. Ich nutze mindestens drei verschiedene Lieferdienste, die mich mit überlebenswichtigen Dingen und einer Unmenge an Knabbereien versorgen.
Infolge der alles verändernden Pandemie schlossen Anfang 2020 nicht wenige Händler ihre Türen. Der Lebensmittelhandel aber ist, wie oben erwähnt, für unsere Grundversorgung unerlässlich. Deshalb musste er sich schnell an die Situation anpassen, um für all diejenigen geöffnet zu bleiben, die auf sein Angebot angewiesen sind. Sehen wir uns einmal näher an, wie sich die globale Pandemie auf die Lebensmittelbranche ausgewirkt hat, wie diese darauf reagiert und welche Perspektiven sie für die Zukunft sieht.
Besonders in den ersten Monaten der Pandemie mussten viele Anpassungen extrem kurzfristig vorgenommen werden. Viele Geschäfte sahen sich gezwungen, den Kundenzugang zu begrenzen. Sie mussten die Laufwege innerhalb des Ladens verändern und eine Beschilderung einführen, um die Abstandsregeln einzuhalten. Sie führten umgehend Hygienemaßnahmen ein, um die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden zu gewährleisten und erweiterten die Möglichkeiten für kontaktloses Bezahlen. Einige Händler sind dabei, die Checkout-Erfahrung an der Kasse ganz neu zu gestalten. Damit versuchen sie, Sicherheitsaspekte und den für viele Käufer so wichtigen persönlichen Kontakt miteinander in Einklang zu bringen.
In einigen Fällen führten die neuen Bedingungen dazu, dass CHROs im Lebensmittelhandel spontan entscheidende Veränderungen vornehmen mussten, sei es durch die Einstellung von Aushilfskräften oder durch das Anfordern von Mitarbeitern aus anderen Unternehmensbereichen zur Unterstützung der Läden. Schnuck Markets, eine Supermarktkette mit über 100 Filialen im Mittleren Westen der USA, passte sich rasch an, als die Nachfrage stieg. Becky Fitzpatrick, Director of Human Capital Management, sagt: „Dank Workday haben wir das Onboarding von 1.500 temporären Mitarbeitern schnell und effizient erledigt, sodass sie unmittelbar danach ein- und auschecken und ihr wöchentliches Gehalt beziehen konnten.“ Außerdem wurden Mitarbeiter umdisponiert, damit sie in Filialen in der Nähe ihres Wohnorts aushelfen konnten. All das musste schnell geschehen, um zu gewährleisten, dass die Geschäfte geöffnet bleiben konnten. „Mit Workday können wir Prozesse innerhalb von 30 Minuten ändern, einschließlich Setup, Testing und Rollout“, so Fitzpatrick. Bei allen Änderungen müssen die CHROs in der Lebensmittelbranche sicherstellen, dass Mitarbeiter bei Bedarf schnell und einfach geschult bzw. umgeschult werden können, Einblick in ihre Arbeitspläne haben und bei Bedarf flexibel Schichten übernehmen.
Es musste jedoch nicht nur ein neues Einkaufserlebnis geschaffen werden. In vielen Fällen änderte sich die Art und Weise der Lebensmittelbeschaffung grundlegend. Online-Bestellungen, Selbstabholung per Click-and-Collect, kontaktloses Abholen vor dem Geschäft und Lieferdienste erlebten einen gewaltigen Aufschwung und die Händler mussten Anpassungen vornehmen, um der Nachfrage gerecht zu werden. In vielen Fällen bekommen insbesondere die CFOs der Lebensmittelbranche die Auswirkungen dieser Veränderungen zu spüren. Aufgrund ständig wechselnder Trends müssen Prognosen immer wieder angepasst werden. Dabei ist es wichtig, dass Hauptbuch-Daten und Geschäftsdaten zusammengeführt und von den CFOs in einer einzigen Lösung für Analysen, Pläne und Berichte verwendet werden können. Seit einigen Monaten scheinen sich die Dinge etwas zu normalisieren, da immer mehr Käufer zur ihrem vorherigen Einkaufsverhalten zurückkehren. Doch viele haben sich auch an die Vorteile von Online-Bestellung, Lieferdiensten und kontaktloser Abholung gewöhnt.
Die Lebensmittelbranche hat sich schnell an die zahlreichen Veränderungen in diesem Jahr angepasst und kann optimistisch in die Zukunft blicken. Durch den Druck der Ereignisse wurden Innovationen mit hoher Geschwindigkeit vorangetrieben.
Anstatt bei Innovationen in Jahren zu denken, spricht man heute laut John Furner, President und CEO von Walmart in den USA, „von Tagen, Wochen oder Monaten“. Beispielsweise wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um detailliert zu analysieren, wie Kunden einkaufen und was sie sich liefern lassen oder selbst im Geschäft abholen. Durch die Überwachung von Temperaturdaten wird die Lieferzeit von frischen Waren an die Filialen zudem um Tage verkürzt.
Es entstehen völlig neue Ladenmodelle, die sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich etablieren werden. Ein Beispiel ist das Einkaufserlebnis von Amazon Fresh, bei dem mittels KI Einkäufe ganz ohne Checkout möglich sind. Kunden können sich auch mithilfe von Alexa in den Geschäften orientieren und ihre Einkaufsliste abarbeiten. Apps für den Lebensmitteleinkauf haben in letzter Zeit eine Renaissance der Innovation erlebt, weil sie Kunden ein kontaktloses Einkaufen ermöglichen. Lebensmittelketten beobachteten, wie die Download-Zahlen ihrer Apps in die Höhe schossen – vor allem zu Beginn der Pandemie. Schnuck Markets setzte auf eine App, um Kunden über die aktuellen Sicherheitsvorkehrungen zu informieren, den Zugang zu den Filialen zu begrenzen (und Schlangenbildung an den Eingängen zu verhindern) sowie besondere Öffnungszeiten für Personen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko festzulegen.
Auch die Einrichtung von Lebensmittelgeschäften könnte in Zukunft anders aussehen, damit sich die Kunden wohler und sicherer fühlen. Einem kürzlich veröffentlichten Artikel auf der Branchen-Website Grocery Dive zufolge könnten dazu flexiblere Displays gehören, die sich bei veränderten Bedingungen leicht verschieben lassen, Verbesserungen für eine komfortablere kontaktlose Abholung sowie großzügigere und damit besser belüftete Innen- und Außenräume.
Ein turbulentes Jahr für die Lebensmittelbranche neigt sich dem Ende zu, dem die Betroffenen mit Kreativität und Innovation begegnet sind. Sie konnten nicht einfach schließen und in Ruhe planen, wie man sich am Besten an die neue Situation anpasst, sondern mussten dies während des laufenden Betriebs tun. Trotzdem schafft die Branche es, uns auf neue und effektivere Weise mit allem Nötigen zu versorgen. Apropos Versorgen, es hat gerade an der Tür geklingelt – entschuldigen Sie mich bitte, ich muss jetzt schnell eine Kiste mit frischem Obst und Gemüse entgegennehmen.