Diese von Steve Dunne verfasste Fallstudie wurde erstmals auf Englisch im Workday-Blog veröffentlicht. Unsere lokalen Leser finden im Folgenden eine deutsche Version des Beitrags.
Der 2021 in Kraft tretende Rechnungslegungsstandard IFRS 17 markiert eine der grundlegendsten Neuerungen für die Bilanzierung von Versicherungsverträgen in den letzten 20 Jahren. Workday und Aptitude Software haben gemeinsam eine nahtlose Integration zwischen der IFRS 17-Lösung von Aptitude und Workday Financial Management entwickelt, die Unternehmen den Übergang zu dem neuen Rechnungslegungsstandard erleichtern soll.
In diesem Artikel sprechen Angela Borth, Senior Director, Financial Services bei Workday, und Martin Redington, Chief Technology Officer bei Aptitude Software, über den neuen Standard sowie darüber, welchen Herausforderungen sich Unternehmen stellen müssen und wie Aptitude und Workday ihnen dabei helfen, die neuen Auflagen zu erfüllen.
Borth: IFRS 17 ist ein neuer Rechnungslegungsstandard, der im Januar 2021 in Kraft tritt. Laut ifrs.org sind mindestens 449 börsennotierte Versicherer mit einem Gesamtanlagevermögen von 13,3 Billionen US-Dollar betroffen. Der IFRS 17 sieht grundlegende Änderungen im Hinblick darauf vor, wie und wann Gewinne über die Laufzeit eines Versicherungsvertrags angesetzt und ausgewiesen werden. Außerdem verlangen die neuen Vorgaben eine Neubewertung in jeder Berichtsperiode.
Das übergeordnete Ziel von IFRS 17 besteht darin, eine einheitliche Grundlage für den Vergleich der Finanzaufstellungen globaler Versicherungsunternehmen zu schaffen, die Rentabilität von Versicherungspolicen transparenter darzustellen und Fehlbewertungen zu reduzieren. Es ist davon auszugehen, dass der neue Standard wesentliche Auswirkungen auf Rentabilität, Preismodelle und Marktkennzahlen haben wird.
Redington: Eine umfassende Gap-Analyse ist die Voraussetzung für die Umsetzung der Compliance, um den Compliance-Geltungsbereich und -Aufwand zu bewerten und die finanziellen Auswirkungen zu analysieren. Nach erfolgter Bewertung kann die geeignete Technologie ausgewählt werden. Dies ist ein besonders kritischer Aspekt für die Versicherungsunternehmen, da Fehlentscheidungen eine fristgerechte Bereitstellung verzögern können. Datenbeschaffung, -validierung und -speicherung sind wichtige Elemente des Compliance-Prozesses für IFRS 17.
Neue versicherungsmathematische Modelle sind erforderlich, um die Konformität mit IFRS 17 zu gewährleisten. Die größten Hürden sind dabei die Häufigkeit der Modellausführung, zugehörige Prozesse und die erforderlichen Infrastrukturänderungen. Aufgrund der Granularität zusätzlicher Datenanforderungen des IFRS 17 ist zudem eine Modifizierung vorhandener Hauptbuch-Integrationen erforderlich. Seit geraumer Zeit sind gezielte Strategien für Berechnungen und versicherungstechnische Nebenbücher im Umlauf, die dies unterstützen.
Borth: Die Fähigkeit, präzise Informationen mit der jeweils richtigen Detailtiefe abzurufen, ist entscheidend und unterstreicht die Bedeutung der Daten zusätzlich. In einigen Versicherungsunternehmen kommen teilweise Dutzende unterschiedlicher Lösungen für Verträge, Ansprüche und Provisionen zum Einsatz. Einen weiteren manuellen Prozess oder eine zusätzliche Tabelle hinzuzufügen, ist deshalb keine Option. Viele Unternehmen planen Projekte zur Bereinigung und Standardisierung von Daten oder haben entsprechende Projekte bereits umgesetzt – sowohl in Erwartung des neuen Rechnungslegungsstandards als auch im Hinblick auf die Nutzung fortschrittlicher Analysen. Wenn Datenfrequenz, Volumen und Datenqualitätsregeln frühzeitig bekannt sind, kann der Einsatz einer zuverlässigen, skalierbaren Technologielösung gewährleistet werden.
Versicherungsmathematiker verfügen in der Regel über Modellierungstools, um entsprechende Modelle für IFRS 17 zu erstellen. Weitere IFRS 17-Funktionen rund um die Berechnung der vertraglichen Servicemarge (VSM) und die multiple Rechnungslegung werden von den aktuellen Finanztechnologien jedoch meist nicht abgedeckt. Herkömmliche ERP-Hauptbücher bieten im Allgemeinen keine robuste, transparente und konfigurierbare Kontierungsregel-Engine.
Borth: Workday hat eine umfassende Marktanalyse zu den Tools durchgeführt, die Lösungsoptionen für IFRS 17 bereitstellen könnten. Auf Grundlage dieser Analyse haben wir uns für eine Partnerschaft mit Aptitude Software entschieden. Beide Anbieter befinden sich aktuell in der Architektur- und Anforderungsphase eines Technologieprojekts zur Bereitstellung einer nahtlosen Integration der IFRS 17-Lösung von Aptitude Software mit Workday Financial Management. Durch die Integration wird doppelter Wartungsaufwand überflüssig. Außerdem bietet sie ausreichend Flexibilität, um eine Anpassung an den Hauptbuchmandanten von Workday zu ermöglichen und künftige Anforderungen abzudecken. Durch die Möglichkeit, verschiedene Dimensionen nach dem Go-live anzupassen, sind Unternehmen in der Lage, zukünftige Vorschriften oder Änderungen bei den Reportinganforderungen zu erfüllen.
Redington: Das ist richtig, Kunden, die Workday Financial Management einsetzen, können außerdem einen zertifizierten Konnektor nutzen, der sich flexibel für aktuelle Anforderungen und zukünftige regulatorische Änderungen konfigurieren lässt. Die Verknüpfung von Aptitude Software und Workday trägt dazu bei, Projektzeitrahmen zu verkürzen und IT-Risiken bei der Implementierung von Compliance-Anforderungen zu minimieren. Unsere gemeinsame Lösung ist flexibel, leistungsstark und hoch spezialisiert und damit exakt auf die Bedürfnisse des Finanzdienstleistungssektors ausgerichtet. Versicherer werden mit dieser Lösung in der Lage sein, in einem überaus dynamischen und wettbewerbsintensiven Markt zu agieren.
„Workday hat eine umfassende Marktanalyse zu den Tools durchgeführt, die Lösungsoptionen für IFRS 17 bereitstellen könnten. Auf Grundlage dieser Analyse haben wir uns für eine Partnerschaft mit Aptitude Software entschieden.“
Redington: Die IFRS 17-Compliance muss zum 1. Januar 2021 wirksam sein. Den Versicherern bleiben also noch mehr als zwei Jahre Vorbereitungszeit. Da sie den neuen Rechnungslegungsstandard beim Jahresabschluss für 2020 mit einem spezifischen Kontenplan berücksichtigen müssen, um 2021 einen Vorjahresvergleich zu erhalten, bleiben den meisten Versicherern bestenfalls 14 Monate zur Vorbereitung. Das ist nicht viel, angesichts der Komplexität des Unterfangens und der zahlreichen miteinander in Konflikt stehenden Prioritäten von Versicherungsunternehmen. Einige Großversicherer haben ihre Gap-Analyse bereits größtenteils abgearbeitet. Für die kleinen und mittelständischen Unternehmen gibt es allerdings noch eine Menge zu tun und sie könnten in Schwierigkeiten geraten, wenn sie nicht umgehend mit den Vorbereitungen beginnen.
Borth: Eine der dringendsten Aufgaben besteht darin, die Daten für eine IFRS 17-Lösung aufzubereiten. Mit den richtigen Daten und Modellierungstools sowie der konfigurierbaren Multi-GAAP-Buchungs-Engine und den vordefinierten IFRS 17-Datenmodellen und -Berechnungen von Aptitude Software steigen die Chancen für Kunden von Workday, ihre IFRS 17-Compliance fristgerecht zu implementieren.
Borth: Einige Unternehmen unterziehen sich Bewertungen, um ein umfassendes Bild über die Auswirkungen des IFRS 17 auf Daten, Mitarbeiter, Prozesse und Technologien zu erhalten. Bei der Implementierung spielen die richtige Granularität der Daten aus Quellsystemen und die Auswahl der geeigneten Technologien eine zentrale Rolle. Daher haben unsere Kunden damit begonnen, ihre Daten aufzubereiten und IFRS 17-Lösungen auszuwählen. Viele wollen diesen massiven Wandel auch nutzen, um Daten unternehmensweit zu standardisieren und Prozesse in den Bereichen Versicherungsmathematik und Finanzen zu optimieren.
Redington: Ja, ein Verständnis des Betriebsmodells ist unerlässlich. Wir raten unseren Kunden im Hinblick auf die Auswirkungen des neuen Rechnungslegungsstandards zu einer funktionsübergreifenden Prozesstaxonomie, die alle unmittelbar betroffenen Funktionen von FP&A, Finanzwesen und Buchhaltung, Versicherungsmathematik und IT einschließt. Ebenso wichtig ist eine Beurteilung der Auswirkungen auf das lokale Reporting und das Eigenkapital sowie der Dividendenfähigkeit.
Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung ist außerdem, die Zustimmung auf der richtigen Ebene einzuholen und das Vorhaben unter Berücksichtigung der Stakeholder-Erwartungen zu kommunizieren. Einige befürchten, dass IFRS 17 die Ergebnisvolatilität für die Versicherer verstärken und sich möglicherweise auf die Dividendenfähigkeit der Unternehmen sowie auf die Bonuszahlungen an Führungskräfte auswirken wird. All diese Aspekte müssen umsichtig und überlegt an das Management kommuniziert und Wirkungskontrollen frühzeitig geplant werden.
Weitere Informationen und Ressourcen zu IFRS 17 finden Sie auf der IFRS 17-Ressourcenseite von Aptitude Software.