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19. September 2018, Beitrag von Steve Dunne zum Thema Finanzwesen

Globale Studie unter Finanzführungskräften: Finanzführungskräfte aus Europa gewähren Einblicke in ihre Prioritäten

In der kürzlich von Longitude in Kooperation mit Workday durchgeführten globalen Studie „Finanzwesen neu definiert“ wurden über 670 Finanzführungskräfte in Nord- und Südamerika, Europa, Südafrika und dem Asien-Pazifik-Raum zu ihrer Sicht auf die Zukunft des Finanzwesens und den Führungsaufgaben dieses Bereichs befragt.

Die Ergebnisse der Studie offenbaren weltweit vier Schwerpunktbereiche, die wesentliche Auswirkungen auf die Zukunft des Finanzwesens und dessen Beitrag zur Erfüllung der Geschäftsanforderungen haben: Resilienz, Informationen, Führungsaufgaben und Kompetenz. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Antworten der Finanzführungskräfte aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien und wie diese im internationalen Vergleich aussehen.

Resilienz

In Übereinstimmung mit den globalen Ergebnissen rangierten für die Befragten aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien immer strengere Regulierungsvorgaben an erster Stelle, gefolgt von rasantem technologischen Wandel/digitaler Disruption auf Platz 2. In Frankreich und Großbritannien wurden daneben Cybersicherheitsrisiken als eine der größten Herausforderungen eingestuft, während Führungskräfte in Deutschland auch politischen Risiken und Unsicherheiten hohe Priorität einräumten. Vor dem Hintergrund, dass Angela Merkel inzwischen ihre vierte und möglicherweise letzte Amtszeit als Kanzlerin angetreten hat, spiegeln die Bedenken der deutschen Finanzvorstände laut Studie die Sorge über die Langzeitkanzlerschaft im Land wider.

Auf die Frage nach Hindernissen, die einem besseren Risikomanagement im Weg stehen, war die Botschaft eindeutig: Systeme und Daten stellen hier die größte Herausforderung dar.

  • In Deutschland und Großbritannien wurden fehlende Lösungen und Technologien zur Vereinfachung des Auditprozesses als größte Hürden genannt.
  • In Frankreich bereitet Finanzführungskräften hingegen primär der Mangel an Daten und Informationen zur Risikoerkennung Sorgen.

Informationen

Im Hinblick auf die aktuelle Nutzung fortschrittlicher Datenanalysen in Europa offenbarte die Studie in allen drei Ländern Nachholbedarf. So gab weniger als die Hälfte der britischen und deutschen CFOs (jeweils 43 Prozent) an, fortschrittliche Analysen umfassend für Planung, Budgetierung und Prognose zu nutzen. In Frankreich waren es immerhin 50 Prozent. Der internationale Durchschnitt ist mit 39 Prozent allerdings noch geringer.

Viele Finanzteams arbeiten immer noch mit separaten Systemen und verbringen viel Zeit mit dem Sammeln und Abgleichen von Daten, statt diese zu analysieren.

Im Hinblick auf die intensive Nutzung fortschrittlicher Analysen für die Finanzberichterstattung ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Mit 54 Prozent in Frankreich und 50 Prozent in Deutschland fielen die Ergebnisse hier weitaus höher aus als im globalen Durchschnitt (40 Prozent). Großbritannien hinkt im internationalen Vergleich hingegen mit 38 Prozent hinterher.

Mit welchen Hindernisse werden Finanzführungskräfte konfrontiert? Weltweit nannten die Studienteilnehmer die Integration finanzieller und nichtfinanzieller Daten als größte Herausforderung, dicht gefolgt von Systemineffizienzen. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Europa und Nordamerika. Finanzführungskräfte in Großbritannien und Deutschland sehen Datenschutzbedenken als wesentliches Hindernis auf dem Weg zu datengestützten betriebswirtschaftlichen Erkenntnissen. In den USA ist diese Sorge weitaus weniger präsent.

Nichtfinanzielle Daten sind, anders als Finanzdaten, oft gar nicht oder nur teilweise strukturiert. Dadurch ist oft ein höherer Arbeitsaufwand nötig, um diese Daten verwertbar zu machen. Ganz abgesehen von diesen Problemen bei der Datentransformation arbeiten viele Finanzteams immer noch mit separaten Systemen und verbringen viel Zeit mit dem Sammeln und Abgleichen von Daten, statt diese zu analysieren.

Führungsaufgaben

Da die Geschäftsleitung von Finanzführungskräften heutzutage erwartet, datengestützte Entscheidungen für das gesamte Unternehmen zu fördern, ist die Zusammenarbeit in der Führungsetage enorm wichtig. Die Umfrageergebnisse offenbaren in diesem Bereich jedoch Ungleichheiten: Weltweit gibt nur ein Drittel der Finanzführungskräfte an, dass die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Kollegen auf der Vorstandsebene reibungslos funktioniert.

Angesichts der ungebremsten Dynamik des Wandels war zu erwarten, dass die Beziehung zwischen CFO und CIO insbesondere im Hinblick auf die digitale Innovation eine entscheidende Rolle spielt. Und tatsächlich gaben in unserer Studie 75 % oder mehr der CFOs in Frankreich, Deutschland und Großbritannien an, dass beide Funktionen zusammenarbeiten müssen, um technologische Innovationen im Unternehmen anzustoßen.

Doch die Herausforderungen sind gewaltig. So sagten weltweit 65 Prozent der Finanzführungskräfte, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen CIO und CFO nur eingeschränkt möglich ist, weil IT und Finanzabteilung nicht dieselben Fachbegriffe und Fachjargons verwenden. Das bedeutet: „Sie sprechen nicht dieselbe Sprache.“ Sowohl in Frankreich (65 Prozent) als auch in Deutschland (66 Prozent) werden diese Verständigungsschwierigkeiten als ernsthaftes Problem angesehen. In Großbritannien steht dieses Problem weniger im Vordergrund, doch auch hier wird es von über der Hälfte (52 Prozent) der Befragten als wesentliche Herausforderung wahrgenommen.

In Europa stehen Herausforderungen im Zusammenhang mit bestehenden Prioritäten wie der Einhaltung von Rechnungslegungsstandards oder Compliance-Richtlinien – ebenso wie ein Mangel an Kompetenzen und Fachkräften – besserer Performance und Innovation im Weg. In Frankreich wird der Wandel zudem durch Budgetbeschränkungen gehemmt.

Talente

Neue Technologien und das Mehr an Daten bieten zwar Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Gewinnung umfassender Erkenntnisse. Die Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass in den Finanzabteilungen die Kompetenzen und Fachkräfte fehlen, um diese Vorteile effektiv zu nutzen. Studienteilnehmer sowohl aus großen als auch aus mittelständischen Unternehmen nannten fehlende Kompetenzen innerhalb der Finanzabteilung als größtes Hindernis für bessere Innovation und Performance.

Finanzführungskräfte in Europa wiesen auf mehrere Fachgebiete hin, die für das Finanzwesen der Zukunft entscheidend sein werden. Die größte Nachfrage besteht hier nach Datenwissenschaftlern, gefolgt von Statistikern und Experten für Datensicherheit. Diesen Rollen kommt insbesondere deshalb eine große Bedeutung zu, weil sie die Finanzabteilung in die Lage versetzen sollen, das Unternehmen mit differenzierten prädiktiven Analysen zu unterstützen.

Durch Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich Digitales und fortschrittliche Analyse versuchen Finanzführungskräfte, diese Kompetenzlücken zu schließen.

Der Erwerb dieser Kompetenzen bereitet Finanzführungskräften ernsthafte Sorgen. Mehr als drei Viertel (79 Prozent) der französischen Studienteilnehmer gab an, dass sie bei der Suche nach den besten Analysten und Digitalexperten in einem harten Wettbewerb stehen. Dieses Problem wird auch in Deutschland (71 Prozent) und Großbritannien (69 Prozent) als dringlich wahrgenommen.

Durch Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich Digitales und fortschrittliche Analyse für ihre Mitarbeiter versuchen Finanzführungskräfte nach eigenen Angaben, diese Kompetenzlücken zu schließen. In Bezug auf Schwerpunkt- und Weiterbildungsbereiche steht für die Befragten in Frankreich und Deutschland die optimale Nutzung bestehender Lösungen im Vordergrund. Finanzführungskräfte in Großbritannien bevorzugen anders als ihre europäischen und internationalen Kollegen Online-Kurse und Programme für mobiles Lernen (54 Prozent).

Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage finden Sie in der Studie „Finanzwesen neu definiert“.

Über die globale Studie unter Finanzführungskräften von Longitude in Kooperation mit Workday
Im Zeitraum von September 2017 bis Januar 2018 wurden mehr als 670 Finanzführungskräfte aus insgesamt zehn Branchen in Nord- und Südamerika, Europa, Südafrika und dem Asien-Pazifik-Raum befragt. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) von ihnen sind in Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von über 1 Milliarde US-Dollar tätig, 35 Prozent arbeiten in Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 500 Millionen und 1 Milliarde US-Dollar und 27 Prozent stammen aus Firmen, die jährlich einen Umsatz zwischen 250 und 500 Millionen US-Dollar erwirtschaften. Mehr als ein Drittel der Befragten sind Finanzvorstände (CFOs), Finanzdirektoren oder Leiter Rechnungswesen/Controlling. Die übrigen sind in leitenden Positionen im Finanzbereich tätig, etwa Leiter Finanzplanung und Analyse oder stellvertretender Leiter Finanzoperation.