Diese von Steve Dunne verfasste Fallstudie wurde erstmals auf Englisch im Workday-Blog veröffentlicht. Unsere lokalen Leser finden im Folgenden eine deutsche Version des Beitrags.
Arbeitsweisen werden durch Technologien neu definiert, sodass Führungskräfte im Finanzwesen bei der Frage nach Anforderungen umdenken müssen, die ein qualifizierter Mitarbeiter erfüllen sollte. Künftig benötigen erfolgreiche Finanzfachleute Kompetenzen, die in diesem Bereich noch nicht selbstverständlich sind. Welche neuen Rollen und Kompetenzen werden im Finanzwesen in Zukunft benötigt?
In der globalen Studie „Finanzwesen neu definiert“ von Longitude in Kooperation mit Workday, in der über 670 CFOs und Finanzführungskräfte weltweit befragt wurden, sind Datenanalysen als wichtigster Impulsgeber für Kompetenzanforderungen genannt worden. Laut der Studie kommt in Nordamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum Datenwissenschaftlern die wichtigste neue Rolle im zukünftigen Finanzwesen zu, gefolgt von Statistikern und Experten für Datensicherheit. Roboteringenieuren, d. h. Mitarbeitern, die für Automatisierung im Finanzwesen zuständig sind, wurde die geringste Wichtigkeit zugeordnet.
Sowohl etablierte als auch neue Technologien sorgen für eine Umgestaltung des Finanzwesens. Durch Cloud-Computing können Kostensenkungen, Produktivitätsverbesserungen und Effizienzsteigerungen erzielt werden. Künstliche Intelligenz sowie Blockchain ermöglichen Datenanalysen in Echtzeit ebenso wie Prognosen und tragen zur Verschlankung von Prozessen wie Abstimmungen bei.
„Unternehmen sind auf der Suche nach neuen Methoden zur Datennutzung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle“, so Naved Qureshi, Associate Partner, Finance Transformation bei IBM. „Das Finanzwesen muss sich zu einem Service entwickeln, der viel stärker auf Digitales und Dynamik ausgerichtet ist, um das Geschäft zu fördern.“
Doch die richtigen Technologien allein reichen nicht aus. Um sie effektiv zum Wohl des Unternehmens einzusetzen, benötigen Finanzführungskräfte auch die richtigen Fachkräfte.
Da Finanzfachleute zunehmend die Rolle eines Partners für das Unternehmen übernehmen, wird der Bedarf an Datenanalysekompetenzen wachsen und zur Herausbildung neuer Rollen in diesem Bereich führen. Laut der Accenture-Studie „Meet the Finance 2020 Workforce “ werden im Finanzwesen neben der Weiterentwicklung traditioneller Rollen neue Aufgabenprofile wie Datenwissenschaftler, Szenarioplaner, Market-Maker und Sozial-/Verhaltensforscher an Bedeutung gewinnen. Auch in der EY-Studie „Is the Future of Finance New Technology or New People?” wurden wichtige Kompetenzen für das Finanzteam von morgen herausgestellt: 57 Prozent der Befragten gaben an, dass der Kompetenzaufbau im Bereich der prädiktiven und präskriptiven Analyse zur Vorbereitung auf die Zukunft ausschlaggebend sei. 55 Prozent betonten hingegen die Dringlichkeit besserer Kompetenzen bei digitalen Technologien in Bereichen wie Mobilität, Cloud und SaaS.
„Gewisse datenwissenschaftliche Kompetenzen oder zumindest rudimentäre Kenntnisse in diesem Bereich werden in Zukunft wichtig sein“, prognostiziert Qureshi. „Wenn Sie Cognitive Automation für prädiktive Analysen einsetzen möchten, benötigen Sie zur Auswertung der Daten Mitarbeiter mit statistischem Fachwissen.“
Einige Finanzteams haben bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen. Lena Shishkina, Head of Finance bei Workday für EMEA, die Asien-Pazifik-Region und Japan, erklärt, dass ihr die Bedeutung von Finanzdaten bewusst geworden sei, als sie bei Workday anfing. „Daher habe ich eine Arbeitsgruppe mit dem Namen ‚Data Science and Management‘ ins Leben gerufen.“ Sie ergänzt, dass sich ein Kollege mit einer Ausbildung im Finanzbereich dazu entschlossen habe, ein Master-Seminar in Datenwissenschaften zu absolvieren.
Finanzführungskräfte konzentrieren sich überdies auf den Aufbau dieser Kompetenzen innerhalb ihrer aktuellen Teams. „Mit der Zeit werde ich wahrscheinlich neue Mitarbeiter, etwa einen Datenwissenschaftler, an Bord holen“, so Rick Rodick, CFO von TELUS International. „Doch zuerst will ich das Potenzial meines aktuellen Finanzteams anzapfen, um herauszufinden, was meine Mitarbeiter mit besseren Tools bewerkstelligen können. Anschließend können wir beurteilen, wie nützlich ein Datenwissenschaftler wäre.“
Laut Bill Briggs, CTO bei Deloitte, werden diese Änderungen im Finanzwesen von einer generellen Ausweitung digitaler Kompetenzen im ganzen Unternehmen begleitet. „Wir haben den IT-Leuten schon vor Jahrzehnten gesagt: ‚Ihr müsst versierter in geschäftlichen Fragen werden und lernen, die Sprache des Unternehmens zu sprechen‘“, erinnert er sich. „Inzwischen heißt es interessanterweise überall, dass das Unternehmen versierter in IT-Fragen werden muss.“
Laut den Umfrageergebnissen der Studie „Finanzwesen neu definiert“ kommt Roboteringenieuren unter den neuen Rollen im Finanzwesen die geringste Bedeutung zu. Angesichts der kontinuierlichen Fortschritte in Technologien wie künstlicher Intelligenz und robotergesteuerter Prozessautomatisierung (RPA) dürfte sich dies jedoch ändern.
„Viele Verantwortliche haben bei RPA nur die Effizienz im Blick. Doch einige gehen einen Schritt weiter und erkunden das Potenzial künstlicher Intelligenz in Bereichen wie Finanzplanung und -analyse sowie Prognosen über ein Frühwarnsystem“, führt Qureshi aus. Er gibt zu bedenken, dass sich der manuelle Arbeitsaufwand durch RPA um 70 Prozent reduzieren lässt, während die Produktivität mithilfe von künstlicher Intelligenz um 15 bis 20 Prozent gesteigert werden kann. Entscheidend im Hinblick auf die Rentabilität sind für ihn jedoch nicht die Produktivitätsvorteile, sondern „die besseren Entscheidungen, die Sie damit treffen können“.
Außerdem können mithilfe von RPA und künstlicher Intelligenz Mitarbeiter zugunsten von Aufgaben mit echtem Mehrwert entlastet werden. Nach Schätzungen der Accenture-Studie „Finance 2020: Death by Digital“ werden bis 2020 durch den Einsatz von Robotern bis zu 40 Prozent der transaktionsbezogenen Buchhaltungsaufgaben automatisiert oder ganz überflüssig. Finanzteams verschafft dies mehr Zeit für die Unterstützung von Entscheidungen, prädiktive Analysen und Performance Management.
Wie können sich Finanzführungskräfte auf diese neuen Kompetenzanforderungen vorbereiten? Laut Rob Dicks, Financial Services Industry Leader for Human Capital bei Deloitte, geht es darum, neue und künftige Kompetenzen mit traditionellen Rollen im Finanzwesen in Einklang zu bringen. „Häufig haben Kunden beim Gedanken an die Finanzabteilung das Gefühl, dass es an allen Ecken und Enden an etwas fehlt – seien es Analysen, Datenwissenschaftler oder Mitarbeiter, die sich um die Programmierung der Roboter Gedanken machen“, erklärt er. „Gleichzeitig sehen sie jedoch ein, dass es auch noch Leute geben muss, die sich um das Steuerreporting kümmern. Daher ist es wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den verschiedenen Kompetenzen und Fachkenntnissen im Finanzwesen zu wahren.“
Dicks rät Finanzführungskräften außerdem dazu, sich bei der Beurteilung künftiger Kompetenzanforderungen jeweils auf die einzelnen Unterbereiche wie Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung, Steuermanagement und Investor Relations zu konzentrieren. „In der Kreditorenbuchhaltung gibt es viele Positionen, die eine Fülle von Verarbeitungs- und Wiederholungsaufgaben mit sich bringen“, erklärt er. „In diesem Bereich können RPA, Cognitive Automation und maschinelles Lernen hilfreich sein. Sie werden nicht mehr das Gefühl haben, dass Ihnen an allen Ecken und Enden etwas fehlt, wenn Sie die Fachbereiche innerhalb der Finanzabteilung, von denen Sie sprechen, klar benennen können.“
Schließlich ist es wichtig, mit vorhandenen Mitarbeitern über die Zukunft zu sprechen.
„Wir müssen transparent kommunizieren, wie sich technologische Veränderungen auf das Team auswirken“, so Robynne Sisco, CFO bei Workday. „Einige Finanzfachleute befürchten möglicherweise, durch die Automatisierung ersetzbar zu werden. Finanzvorstände sollten Strategien fördern, die den Teammitgliedern klar vor Augen halten, dass sie durch die Automatisierung eines bestimmten Aufgabenbereichs nicht ihre Stelle verlieren, sondern die Möglichkeit erhalten, sich neuen, interessanteren Aufgaben zu widmen, an denen sie wachsen und durch die sie neue Herausforderungen entdecken können.“
Die gesamte Studie „Finanzwesen neu definiert“ mit detaillierten Ergebnissen finden Sie hier.
Über die globale Studie unter Finanzführungskräften „Finanzwesen neu definiert“
Im Zeitraum von September 2017 bis Januar 2018 wurden mehr als 670 Finanzführungskräfte aus insgesamt zehn Branchen in Nord- und Südamerika, Europa, Südafrika und dem Asien-Pazifik-Raum befragt. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) von ihnen sind in Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von über 1 Milliarde US-Dollar tätig, 35 Prozent arbeiten in Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 500 Millionen und 1 Milliarde US-Dollar und 27 Prozent stammen aus Firmen, die jährlich einen Umsatz zwischen 250 und 500 Millionen US-Dollar erwirtschaften. Mehr als ein Drittel der Befragten sind Finanzvorstände (CFOs), Finanzdirektoren oder Leiter Rechnungswesen/Controlling. Die übrigen sind in leitenden Positionen im Finanzbereich tätig, etwa Leiter Finanzplanung und Analyse oder stellvertretender Leiter Finanzoperation.